Neuenheim

Das am Fuß des Heiligenbergs gegenüber der Altstadt liegende Neuenheim ist zentrumsnaher Stadtteil mit geschichtsträchtiger Vergangenheit. Es ist im der erste Heidelberger Stadtteil, der aus der Eingemeindung eines Nachbardorfs (1891) entstand.

Sein heutiges „städtisches“ Erscheinungsbild gewinnt der heute über 13.000 Einwohner zählende Stadtteil bereits aus seiner vor der Eingemeindung einsetzenden städtebaulichen Entwicklung, die sich im Zeichen gründerzeitlicher Stadterweiterung vollzieht. Diese wird eingeleitet durch den Bau der zweiten Neckarbrücke, der Friedrichsbrücke (heute Theodor-Heuss-Brücke) im Jahre 1877. Die überaus schnelle Verstädterung Neuenheims zerstört größtenteils die schlichte ursprüngliche Bau- und Sozialstruktur des einstigen Bauer-, Winzer- und Fischerdorfs.

Siedlungsspuren reichen weit zurück in die vorgeschichtliche Periode. Aus der Römerzeit sind Kastelle sowie Ansiedlungen von Töpferindustrie archäologisch nachzuweisen. Merowingische Gräberfunde belegen die Besiedlung des Orts auch in nachrömischer Zeit. Aus der fränkischen Epoche läßt sich hier – wie in Bergheim – eine kleinindustrielle Siedlung nachweisen. Das reiche Tonvorkommen in dem damals zu Neuenheim zählenden Ziegelhausen sowie die günstige Lage an der Hauptverkehrsstraße nach Frankfurt beschert der Siedlung Wohlstand.

Die erste urkundliche Erwähnung Neuenheims findet sich 765 im Lorscher Codex in Zusammenhang einer Weinbergschenkung. Die Verbindung des zum Erzbistum Mainz beziehungsweise Worms zählenden Dorfs mit dem kurpfälzischen Heidelberg ist nicht spannungslos. Das belegen die Tatsachen, daß Neuenheim schon zur Zeit Pfalzgraf Ruprecht I. zwei Heidelberger in ihr Gericht aufnehmen muß und daß 1439 die Neuenheimer in der Steuerliste Heidelbergs verzeichnet werden. 1465 betrachtet man Neuenheim gar als Teil Heidelbergs. Das Gemeindegesetz von 1831 schließlich bringt endlich Selbständigkeit.

Da Neuenheim durch den 30jährigen Krieg fast völlig zerstört wird, ist seine spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Bausubstanz nur in ganz geringem Restbestand erhalten, so etwa der spätgotische Turm der alten Johanniskirche. Alte Dorfstrukturen, wie unregelmäßige Gassenführung und eingeschossige Giebelhäuser, finden sich nur noch um den Marktplatz.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts verändern vereinzelte Villen wohlhabender Heidelberger die Architektur am Dorfrand. Sie entstehen am nördlichen Neckarufer gegenüber der Altstadt sowie auf dem Westabhang des Heiligenbergs. Der sich im 20. Jahrhundert fortsetzende Aufschwung läßt das einstige Bauerndorf nach Westen, Norden und Osten ausdehnen. Neue Villenviertel mit einer hohen Anzahl heute denkmalgeschützter Anwesen entstehen.

Auch die Universität beginnt sich nach Neuenheim auszudehnen: 1912 mit dem Physikalischen Institut am Philosophenweg und 1915 mit dem Botanischen Garten im Neuenheimer Feld. Der Bau der Ernst-Walz-Brücke 1928 stellt die Weichen für eine konsequente Umsetzung der Universitätserweiterung, die das zuvor noch von Feldern und Gärten geprägte westliche Neuenheim in ein Wissenschaftszentrum verwandelt. Seit den 50er Jahren entstehen im Neuenheimer Feld naturwissenschaftliche Institute und Forschungseinrichtungen mit Weltruf, unter anderen das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Auch heute ist die Entwicklung noch nicht abgeschlossen: Das zeigen die in den 80er Jahren errichteten Gebäude der Kopfklinik und des Technologieparks.

Den anspruchsvollen Charakter Neuenheims als Wohngebiet unterstreichen nicht zuletzt seine markanten Grünanlagen. Außer den parkartigen Grünbereichen des Neuenheimer Felds ragen der einzigartige Südhang des Heiligenbergs mit Philosophenweg und das ausgedehnte Neckarvorland heraus.